Oleksandr Nych kam vor mehr als zwei Jahren in die Schweiz. Er ist Finanzspezialist und von Beruf Manager und Unternehmer in der Möbelindustrie. In der Ukraine leitete er eine kleine Möbelproduktion und sammelte Erfahrung in Führungspositionen in verschiedenen Möbelunternehmen.
Eine Sprache lernen und gleichzeitig einen Job suchen
In seinem ersten Jahr in der Schweiz lernte Oleksandr intensiv Deutsch – in zwölf Monaten absolvierte er Kurse bis zum Niveau B2.1. Danach verwies ihn der Sozialdienst an das RAV, eine Organisation, die bei der Arbeitssuche hilft.
„Das Standardverfahren beim RAV besteht darin, Zugang zum Konto zu erhalten und Anträge zu stellen. Wenn innerhalb von drei Monaten kein Ergebnis vorliegt, beginnen sie, Kurse und andere Programme anzubieten“, erklärt Oleksandr.
Eines dieser Programme war die Zusammenarbeit mit Diaconis, einer Organisation, die Migranten bei der Integration ins Berufsleben unterstützt. Dort gibt es fast keine Ukrainer. „Und es ist ein großes Verdienst von RAV, dass er dorthin eingeladen wurde“, ist sich der Mann sicher. Dort lernte Oleksandr, wie man einen Lebenslauf richtig verfasst, Motivationsschreiben verfasst und Vorstellungsgespräche besteht. Darüber hinaus organisierte Diaconis Praktika in Unternehmen: Man arbeitet unentgeltlich, stellt seine Fähigkeiten unter Beweis und erhält anschließend ein Empfehlungsschreiben und eine Arbeitsstelle.
Von der Lagerung bis zur Möbelmontage
Oleksandrs erstes Praktikum absolvierte er bei der Möbelfirma Pfister. Zunächst arbeitete er im Lager und half bei der Montage – etwa 20–30 Minuten der Zeit. Dadurch konnte er seine Deutschkenntnisse verbessern und mit Kollegen kommunizieren.
Anderthalb Monate später organisierte Diaconis ein Treffen mit der Geschäftsleitung, und Oleksandr wurde eine Stelle als Möbelmonteur direkt bei den Kunden angeboten. „Jetzt stehe ich ständig mit Kunden in Kontakt und arbeite mit einem Kollegen zusammen. Das ist ein richtiger Job“, sagt er.
Heute arbeitet er zu einem Stundenlohn von 601 TP3T mit der Aussicht auf eine Vollzeitstelle und kombiniert seine Arbeit mit Deutschkursen in Bern.
Ein realistischer Ansatz ist der Schlüssel zum Erfolg
Oleksandr betont: Niemand bei RAV hat ihn gezwungen, zur Arbeit zu gehen, er hat seine Grenzen und Ziele selbst definiert. „Man muss realistisch sein. Ich habe sofort gesagt: Ich werde nicht im Lager arbeiten, denn für mich ist das das Ende meiner Karriere. Ich möchte lernen, mich integrieren, Schritt für Schritt vorgehen“, erklärt er.
Seine Strategie ging auf: Dank einer Kombination aus Unabhängigkeit, Motivation und Unterstützung fand Oleksandr Nych einen Job, der seiner Berufserfahrung und seinen Zukunftsplänen entsprach. „Es ist wichtig, keine Angst zu haben, um Hilfe zu bitten, sich aber gleichzeitig realistische Ziele zu setzen. Dann klappt alles“, fasst Oleksandr zusammen.