„Wir werden die Welt nicht verändern, aber wir können sie ein bisschen heller machen“: Wie das kleine Schweizer Dorf Kalnach dem großen Herzen der Region Mykolajiw – der Stadt Baschtanka – hilft

Als ein Krieg ausbrach, wurde das kleine Schweizer Dorf Kalnach plötzlich Teil einer großen Hilfsgeschichte. Alles begann mit einer zufälligen Begegnung zwischen Einheimischen und ukrainischen Flüchtlingen. Die Schweizer fragten einfach: „Wie können wir helfen?“ So entstand ein Schweizer Hilfsprojekt. „Kalnach–Baschtanka“, die in zwei Jahren Dutzende Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine geliefert hat: Kleidung, Lebensmittel, Generatoren, einen Bus, Krankenhausmöbel und Kinderartikel. Aber das Wichtigste sind menschliche Beziehungen, Vertrauen und das Gefühl, nicht vergessen zu sein.

Von der Idee zum Erste-Hilfe-Truck

Die Gründer der Initiative waren Stephan Barraud und Knut DeckerIm März 2022 trafen sie sich mit drei anderen Bewohnern von Kalnach und beschlossen: „Lasst es uns tun. Lasst uns helfen.“ Zuerst mit Kleidung und Schuhen, später mit Lebensmitteln, Generatoren und später sogar mit Transportmitteln. „Wir hatten nicht vor, Bashtantsi sofort zu helfen. Aber als wir in die Ukraine fuhren und eine Partnerorganisation trafen, boten sie uns diese Stadt an. Wir vertrauten ihnen. Und es war die beste Entscheidung“, sagt Stefan.

Baschtanka, Heimat von über 12.000 Menschen, war zu Beginn des Krieges teilweise besetzt. Später wurde es zu einem Ort, an dem massenhaft Binnenflüchtlinge ankamen. Daher war jede Hilfe angebracht.

Lieferung „per Hand“ und mit Herz

Stefan ist persönlich fünfmal in die Ukraine gereist und hat direkt Hilfe geleistet – über die Stadtverwaltung, Sozialdienste, Krankenhäuser und Schulen. Er spricht kein Ukrainisch, hat aber freundschaftliche, fast familiäre Kontakte aufgebaut. „Ich kenne den Bürgermeister, seine Stellvertreter, die Sozialarbeiter und das Jugendforum. Wir kommunizieren über einen Dolmetscher, aber mit jeder Reise wird unser Verständnis füreinander tiefer“, erzählt Stefan. Jede Reise ist nicht nur eine humanitäre Mission. Sie ist ein Zeichen der Solidarität. Sie ist eine Umarmung über die Grenze hinweg. Sie ist eine Möglichkeit zu zeigen: „Wir sind da. Ihr seid nicht allein.“

Von Kleidung bis Bus: Großes aus einer kleinen Initiative

Auf den ersten Fahrten transportierten sie warme Kleidung, Essen, Decken und Schuhe. Dann kamen zwölf Generatoren, da in der Stadt oft der Strom ausfällt. Später kam eine Anfrage der Stadt: Sie brauchten einen Bus. „Wir kauften einen gebrauchten, aber hochwertigen Volvo-Bus von den Freiburger Verkehrsbetrieben und schenkten ihn Bashtanka. Jetzt transportiert er Fußballspieler und ersetzt Schulbusse, wenn diese kaputt gehen“, sagt Knut. Dies war das größte Projekt, aber bei weitem nicht das letzte.

Kleine Dinge, die einen großen Unterschied machen

„Wir haben uns bewusst nur auf Baschtanka konzentriert. Unsere Ressourcen sind zwar gering, aber dadurch kennen wir jeden, dem wir helfen. Wir sehen die Augen der Menschen. Wir hören ein ‚Danke‘, das man nicht übersetzen, aber mit dem Herzen spüren kann“, fügt Knut hinzu.

Zu den jüngsten Initiativen gehören Möbel für Altenheime, die Unterstützung eines Jugendforums, Farben für das Holi-Fest sowie Unterstützung für lokale Ärzte und Pädagogen. Bald wird eine weitere Reise mit neuen Hilfsgütern und die Pflanzung des symbolischen „Baums des Friedens“ stattfinden: Ein Ahorn aus der Kiewer Baumschule wird einen der zentralen Plätze von Baschtanka schmücken.

„Wir verändern nicht die Welt – wir vergessen nur die Menschen nicht“

Heute ist das Spendensammeln schwieriger geworden. Die Menschen in Europa werden müde. Die Nachrichten beschäftigen sich mit anderen Themen. Doch für diejenigen, die weiterhin helfen, ist die Ukraine nicht nur Nachrichten, sondern Menschen mit Namen, Geschichten und Bedürfnissen. „Wir suchen keine Millionen. Beteiligung ist uns wichtig. Jeder Franken und jeder gute Gedanke ist eine Tat“, sagen Stefan und Knut. Kalnach-Baschtanka ist eine solche Geschichte. Und sie geht weiter. Über die Website können Sie Hilfe überweisen – jeder Franken wird zu Wärme, Tat und Fürsorge.

http://www.kalnach-bashtanka.ch

Teilen

Vorherige

Weiter

Nachrichten

Wie man in der Schweiz einen Job findet: Die Erfahrung eines Ukrainers mit Management-Hintergrund in Zusammenarbeit mit Rav...

Oleksandr Nych kam vor mehr als zwei Jahren in die Schweiz. Er ist Finanzspezialist und von Beruf Manager und...

Lyubov Kulyk startet in Zusammenarbeit mit USB Fotografiekurse und Workshops in Bern...

Das Leben durch die Linse „Einen Föhn und eine Kamera habe ich mitgenommen, als ich vor dem Krieg floh“,...

„RAV zwingt einen nicht, irgendwo zu arbeiten“: Erfahrungen einer Ukrainerin bei der Jobsuche in der Schweiz...

Eine zufällige Reise in die Schweiz Der Krieg begann in Polen, als Daria Mazurok sich im Land befand. Sie...

Leiste einen Beitrag / Unterstütze
unsere Aktivitäten