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Aurika Ivashko: „Ich habe entschieden, dass dies nicht das Ende, sondern eine Herausforderung ist“

Die Geschichte einer Ukrainerin aus Biel, die sich nach der Zwangsmigration nicht nur nicht selbst verlor, sondern auch wieder Kraftquelle für andere wurde

Von vorne anzufangen ist kein Versagen, es ist ein Weg

Vor dem Krieg hatte Aurika Iwaschko in Kiew ein arbeitsreiches Berufsleben. Sie arbeitete im Bereich öffentliche Kommunikation, leitete den öffentlichen Empfang des Abgeordneten und koordinierte wichtige Projekte des Europarats, insbesondere den „Schulhaushalt“. Ihre Aktivitäten waren bedeutsam und einflussreich. Doch mit Kriegsausbruch änderte sich ihr Leben dramatisch. „Ich kam mit Kindern in die Schweiz, ohne Mann, ohne Sprachkenntnisse, ohne eine Ahnung, was als Nächstes passieren würde. Und das Erste, was ich fühlte, war völlige Verwirrung“, erinnert sich Aurika. Einen Monat nach ihrer Ankunft begann sie jedoch in der Küche eines Restaurants zu arbeiten. Ohne Erfahrung. Ohne Deutschkenntnisse. Aber mit einem unglaublichen Willen, nicht zusammenzubrechen. „Mir war egal, was ich tun sollte. Hauptsache, ich tue etwas, ich mache mich nützlich, ich bewege mich und lebe!“, fügt die Frau hinzu.

  Frauen, Kinder, Sprache: Wie Clubs in Bila entstanden

Aurika arbeitete nicht nur – sie suchte ständig nach Kontakten, Möglichkeiten und Gesprächen. So entstand die Idee eines Kinderclubs für ukrainische Kinder. Aurika wollte, dass sie sich an die Sprache und Kultur erinnern und mit ihrer Heimat verbunden bleiben. Dann entstand ein Frauenclub. „Zu uns kommen Frauen, die einfach niemanden zum Reden haben. Wir trinken Kaffee, veranstalten psychologische Treffen, Stiltrainings und Vorträge für Mütter. Unsere Telegram-Gruppe hat über 160 Mitglieder. Und das ist ein echter Frauen-Selbsthilfekreis“, sagt Aurika. Wenn sie von ihren Aktivitäten erzählt, hört man Zuversicht in ihrer Stimme – nicht pathetisch, sondern jene, die Müdigkeit, Tränen und die Sprachbarriere überwunden hat.

„Es war ‚wow‘!“: Eine Frauenparty in bestickten Kleidern

Unter all den Initiativen, die Aurika in Bila umsetzte, war eine besonders unvergesslich: eine ukrainische Frauenparty zum Wyschywanka-Tag. Sie traf eine Vereinbarung mit dem Chefkoch des Restaurants, in dem sie derzeit als Administratorin arbeitet, und organisierte einen Raum für das Treffen. „Es war wirklich cool. 25 ukrainische Frauen kamen, alle trugen Wyschywankas. Die Atmosphäre war unglaublich! Es war eine wahre Explosion ukrainischer Schönheit und Einheit“, erinnert sich Aurika lächelnd.

Das gesamte Menü besteht aus traditioneller ukrainischer Küche, von Hand zubereitet. Kein Catering, keine Halbfertigprodukte. Nur die Seele, das Herz und die Liebe dreier Frauen: Aurika, ihrer Mutter und einer Freundin. „Ehrlich gesagt, habe ich es kaum überlebt“, lacht sie. „Es war sehr schwierig, aber auch sehr real. Wir haben alles selbst gekocht. Aber es hat sich gelohnt.“ Bemerkenswert ist, dass das Fest nicht nur ukrainische Frauen interessierte. Unter den Schweizern, Restaurantmitarbeitern, Kunden und Freunden, die die Zubereitung sahen, herrschte aufrichtige Bewunderung: von den Outfits der Frauen bis zu den Gerüchen aus der Küche. „Sie kamen und fragten, was das für ein Gericht sei, was für ein Feiertag das sei, warum alle so schön seien. Und wissen Sie – so entsteht ein kultureller Dialog: nicht vom Podium aus, sondern durch Geschmack, Emotionen, Aufrichtigkeit“, ist Aurika Ivashko überzeugt. 

Die Position als Managerin in diesem griechischen Restaurant bezeichnet die Frau übrigens als einen echten Neuanfang. „Wir haben bei Null angefangen: Ich war an der Inneneinrichtung beteiligt, habe das Restaurantkonzept entwickelt, Marketing, Social Media, Einkauf und die Kommunikation mit den Kunden betreut. Ich fühlte mich wieder an meinem Platz – als jemand, der Prozesse organisiert, Ideen entwickelt und neue Projekte anstößt“, sagt Aurika. Und ganz nebenbei hat ihr die Arbeit mit den Kunden geholfen, ihre Deutschkenntnisse deutlich zu verbessern.

Ukrainer zu sein bedeutet, zu handeln.

Bei ihren öffentlichen Veranstaltungen – von Feiertagen bis hin zu Kulturabenden – möchte Aurika mehr tun, als nur Borschtsch und bestickte Hemden zu zeigen. „Wir wollen vermitteln, dass die Ukraine eine tiefe, schöne und kreative Nation ist. Wir sind stark, offen und wertvoll. Wir möchten, dass die Einheimischen dies nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit ihrem Geschmack, ihrem Tastsinn und ihrer Kunst spüren“, sagt Aurika.

Deshalb organisieren sie und ihr Team am 24. August, dem Unabhängigkeitstag der Ukraine, einen Grossanlass im Zentrum von Biel. Es wird nicht nur ein Konzert sein, sondern ein kultureller Raum, in dem sich Schweizer und Ukrainer treffen, Kinder malen, Erwachsene ukrainische Gerichte probieren und Fotos aus der Ukraine betrachten. Auf dem Programm stehen auch ein buntes Konzert mit Überraschungen, interaktiven Aktivitäten für Kinder und Erwachsene sowie Kinderschminken. Es findet statt am 10:00 Uhr am Esplanadeplatz, gegenüber dem Kongresshaus in der Stadt Biel. Vergessen Sie nicht, ein besticktes Hemd zu tragen!

Wenn es schwierig ist, suchen Sie sich andere. Und werden Sie aktiv.

Heute hat Aurika keine Angst vor neuen Projekten, keine Angst davor, es zu versuchen, keine Angst davor, „von vorne anzufangen“. „Ich war schon immer aktiv. Aber hier musste ich mutig werden. Denn Integration ist kein Prozess, bei dem man an der Hand geführt wird. Man geht selbst, fragt, probiert, macht Fehler und schafft dann etwas Neues“, sagt die Frau. Ihr Weg ist eine Geschichte darüber, wie Selbstverwirklichung selbst in den dunkelsten Zeiten möglich ist. Und dass Ukrainer, wo auch immer sie sind, wieder sie selbst werden können.

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