Die Art Basel 2025 ist nicht nur eine Feier zeitgenössischer Kunst. Sie ist ein Spiegel unserer Welt. Hinter dem Glanz millionenschwerer Verkäufe und großer Namen verbirgt sich etwas Dringenderes, Tieferes, Persönlicheres: eine tiefgründige, bewegende Auseinandersetzung darüber, wer wir sind, woher wir kommen und was es bedeutet, sich zu Hause zu fühlen. In diesem Jahr wird die Art Basel mehr als nur eine Handelsplattform, sie wird zu einem Ort kultureller Vernetzung. Im Mittelpunkt stehen die Stimmen der Diaspora, die Erinnerungen der Migranten und die komplexen und wunderschönen Geschichten, die in jedem Werk, das an der Schnittstelle von Grenzen entsteht, zum Ausdruck kommen.
Premiere: Die Macht diasporischer Identität
Im neuen Premiere-Bereich stehen erstmals Künstler im Mittelpunkt, deren persönliche und familiäre Erfahrungen die Grundlage ihrer Arbeit bilden. Es handelt sich nicht um Newcomer, sondern um Künstler mit einer Karriere in der Mitte, die jahrelang gelebte Erfahrung in eine visuelle Sprache umgesetzt haben.
Galerien wie Sweetwater und Selma Feriani in Berlin präsentieren eindrucksvolle Werke von Künstlerinnen wie Nadia Ayari, M'barek Bukhshichi und Sarah Uhaddou, die sich von traditionellen Handwerken inspirieren lassen: Weben, Töpfern, Kalligrafie. Doch sie lassen nicht nur alte Formen wieder aufleben – sie beanspruchen ihre eigene Identität zurück, ehren die Erinnerung und hinterfragen die Grenzen – real und imaginär –, die unsere Wahrnehmung des Anderen prägen.
Diese Werke sprechen leise, aber bestimmt über Exil, Erbe und Würde. Sie fragen: Was bedeutet es, die Heimat in sich zu tragen? Wie kann man an einem neuen Ort Wurzeln schlagen, ohne die alten Wurzeln zu verlieren?
Parcours: Kunst im Zentrum des Migrantenalltags
Die vielleicht menschlichste Geste der diesjährigen Messe ist das Parcours-Projekt der Kuratorin Stephanie Gessler, bei dem die Kunst nicht in sterile weiße Galerien, sondern direkt in die Lebensräume der Einwanderer gebracht wird: in afrikanische Geschäfte, Food Courts, Apotheken und Friseure.
In einer unvergesslichen Installation verwandelt der Künstler Alvaro Barrington einen bescheidenen afrikanischen Warenladen in einen Ort der Erinnerung und der Möglichkeiten. Er verbindet die Texturen des grenadischen Erbes mit den Rhythmen des Migrantenlebens in Basel und schafft so Kunst, die zutiefst poetisch und wahrhaftig greifbar ist.
Das ist Kunst mit Erde unter den Nägeln – verwurzelt, real, lebendig. Sie schmückt die Stadt nicht nur – sie gehört zu ihr.
Integration ist keine Politik. Sie ist ein Impuls.
Diese künstlerischen Entscheidungen sind kein Zufall – sie spiegeln etwas Größeres wider, den kulturellen Puls der heutigen Schweiz. Ähnlich wie die Initiative des Multaka-Museums, bei der Migranten und Flüchtlinge selbst die Besucher durch die Sammlungen des Museums führen, erinnern diese Momente an:
Integration ist nicht Assimilation. Es ist ein Austausch von Geschichten, Räumen, Seelen. Die Art Basel 2025 predigt diese Wahrheiten nicht – sie verkörpert sie. Mit Premiere und Parcours zeigt die Messe: Vielfalt ist nicht nur ein Thema, sondern eine Grundlage.
Leise Revolution
In einer Welt, in der Mauern schneller wachsen als Brücken, ist die Art Basel 2025 eine stille Revolution. Die Messe erinnert uns daran: Kunst entsteht nicht nur im Atelier – sie sprießt in der Migration, reift im Widerstand, trägt die Erinnerung in sich.
Manchmal schreit das stärkste Werk nicht. Es spricht einfach den Teil von uns an, für den das Leben zwischen den Welten ein vertrautes Gefühl ist.
Das ist nicht nur Kunst.
Das ist Identität in Bewegung.